Buchempfehlung des Deutschlandfunks vom 06..01.2023
Ein Dorf im Strukturwandel, ein Mythos, der sich hartnäckig hält und eine junge Frau, die nach ihrem verschollenen Vater sucht: Der Schweizer Andri Perl hat mit „Im Berg ist ein Leuchten“ eine schmale, aber vielschichtige Erzählung vorgelegt.
Es ist der alte Mattia Bischoff, der zu Beginn von Andri Perls Buch der Ich-Erzählerin Lisa von einer 60 Jahre zurückliegenden Begebenheit berichtet. Mattia ist wie Lisa in dem Dorf Sulvaschin aufgewachsen; beide haben dem in einem Seitental gelegenen Ort den Rücken gekehrt und leben mittlerweile in der nächstnäheren Stadt.
„Im Berg ist ein Leuchten“ ist ein charmantes, atmosphärisch ausgeklügeltes Stück Literatur, das Andri Perl in einem kalkuliert knappen erzählerischen Raum angesiedelt hat. Eine Landschaft und ihre Bewohner, unterschiedliche ökonomische Interessenlagen, Rationalität und Aberglauben werden hier zu einem unauflösbaren Geflecht miteinander verschlungen. Dass Andri Perl bis zum Ende keine Eindeutigkeiten schafft, ist keine Schwäche, sondern eine Stärke seines Textes.
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